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Ein Blick zurück

Events im Ambiente
der Industriekultur.

Die Atmosphäre in der alten Industriehalle läßt noch heute erahnen, welche schwere körperliche Arbeit hier Jahrzehnte lang verrichtet wurde. Die Mauern dieser Halle haben alle Höhen und Tiefen des industriellen Alltags miterlebt – wirtschaftliche Krisenzeiten wie ökonomische Erfolge.

Seit 1856, bereits 2 Jahrzehnte nach deren Entwicklung, spezialisierte sich das direkt im Zentrum der Stadt Lengerich gelegene Gempt-Werk auf die industrielle Fertigung von Drahtseilen.

Die Hauptabnehmer dieser in Lengerich gefertigten Seile waren bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Marine & Schifffahrt, was den wirtschaftlichen Erfolg der Fabrik maßgeblich vorantrieb.

Um den militärischen Bedarf decken zu können, wurde 1917 eine neue Glühofenhalle gebaut – die heutige Gempt-Halle – in der noch im gleichen Jahr Drahtseile für die Marine produziert wurden.

Mit Kriegsende verlor die Gempt-Halle ihren Hauptabnehmer. Zusätzlich zu dem Fehlen von Exportmöglichkeiten hatte dies zur ökonomischen Stagnation geführt. Als Rüstungsbetrieb des Dritten Reichs stieg zwar zunächst die Zahl der Beschäftigten wieder. 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, blieben hiervon jedoch nur noch magere 40 Belegschaftsmitglieder übrig.

Die Erlaubnis, die Produktion nach dem Krieg wieder aufzunehmen, die Währungsreform 1948 und der 1950 einsetzte Export brachten den Gempt-Werken erneut wirtschftlichen Aufschwung, doch schon wenige Jahre später näherte sich die industrielle Drahtseilfertigung unaufhörlich ihrem Ende.

Viele Besucher der Stadt Lengerich wundern sich heute, warum mitten im Ortskern Industrieanlagen zu finden sind. Dies hängt mit der Geschichte und der einzigartigen Lage der Stadt zusammen.

In Lengerich bildete die Münsterstraße, an der auch die Gempt-Halle liegt, die bedeutsamste Hauptverkehrsader zwischen Münster und Osnabrück.

An ihr siedelten sich bereits früh die Handwerker wie Hufschmiede, Stellmacher oder Sattler an, die dem vorbeiziehenden Verkehr dienten. So lag es nahe, dass auch die größeren Industrieanlagen, die sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelten, diese Stelle bevorzugten.

Nach dem Niedergang der Drahtseilfertigung errichtete 1957 die Maschinenfabrik Windmöller & Hölscher in Lengerich die modernste Gießerei des Kreises Tecklenburg und nutzte hierfür die große Industriehalle der Gempt-Werke. Die „alte Gießereihalle“ blieb als einziges Gebäude der ehemaligen Drahtseilwerke Gempt noch erhalten.